Die Nähgruppe wurde im November 2018 gegründet nach einem Patchwork – Seminar zur Erstellung von Patchworkdecken für Hilfslieferungen.
Die Gruppe trifft sich 2 – 3x pro Monat immer freitags von 17 – 19 Uhr. Teilnehmer sind 6 – 8 Frauen, das Treffen findet im Linerhaus in Lachendorf statt, wo gegen eine Unkostenbeteiligung der Hauptraum und eine Abstellkammer im Keller (zur Unterbringung der Materialien) genutzt werden darf.
Die Gruppe hat inzwischen 6 gebrauchte, funktionstüchtige Nähmaschinen bekommen, wobei 3 der Maschinen altersbedingt wiederholt durch den Ehemann einer Mitnäherin (er ist eigentlich KFZ Mechaniker) repariert werden mussten.
Die Frauen kommen aus Syrien, Pakistan, Iran und Irak, aus verschiedenen Glaubensrichtungen (Sunniten, Schiiten, Yeziden), es gibt für die Frauen außer Deutsch keine gemeinsame Sprache, so dass die Gruppe sich in Deutsch verständigen muss. Gleichwohl lernen die Frauen dabei sehr spezifische Vokabeln (wie Stecknadel, Sicherheitsnadel, Nähnadel…). Auch die Vorkenntnisse bezüglich Nähen mit der Nähmaschine sind sehr unterschiedlich. In der Gruppe befinden sich neben Anfängerinnen auch 3 Schneiderinnen, letzteres hat sich als sehr hilfreich erwiesen im Anlernen von Nähtechniken: Reißverschluss einnähen, Kleid zuschneiden und nähen, Handtaschen nähen etc.
Von November 18 bis Februar 2019 hat die Gruppe von 6 – 8 Frauen insgesamt 17 Patchwork – Decken fertig gestellt, die dann über das MCC (Mennonite Central Committe) nach Lesbos gebracht wurden. Dort hatte es Ende Januar 19 einen Kälteeinbruch gegeben, weshalb dringend Decken gesucht wurden. Für eine der Frauen war diese Aktion emotional bewegend, da sie selbst im Januar 2016 auf der Insel Lesbos war und sich an die Kälte dort erinnerte.
Ab März bis zum Frühlingsmarkt hat die Nähgruppe dann viele kleine und größere Dinge genäht – um den Anfängerinnen Techniken bei zu bringen, um Stoffreste (Jeansstoffe z.B.) zu verwerten, um Interessierten das Zuschneiden und Nähen von Kleidungsstücken beizubringen – und um einfach mal was anderes als Quadrate zu nähen. Die Erfolgserlebnisse, wenn ein genähtes Teil fertig gestellt wurde und von den anderen bewundert wurde und die ansteckende Kreativität innerhalb der Gemeinschaft sind für uns enorm selbstwertsteigernd.
Die Nähgruppe legt großen Wert auf Nachhaltigkeit, so werden vorzugsweise Stoffreste, Altkleidung, Altstoffe (z.B. Bettwäsche) benutzt, eingekauft wird gezielt nur Utensilien und gelegentlich für die angefertigten Kleider Stoffe (wenn möglich Stoffreste).
Dazu gab es zum einen den gemeinsamen Besuch auf dem Stoffmarkt in Hannover sowie ein Stadtbummel durch Celle mit Besuch von 3 Stoffgeschäften – unvergessene Ausflüge mit schöner Gemeinschaft. Die meisten Frauen kennen neuen Stoff aus ihrer Heimat wesentlich preisgünstiger und verstehen nun gut, warum Kleidung repariert wird, warum es sinnvoll ist, Stoffreste und Altkleidung zu verwenden, warum Nähen in Deutschland eher ein Hobby denn Notwendigkeit ist.
Auf dem Frühlingsmarkt in Lachendorf am 28.4.2019, einer Gewerbeshow mit verkaufsoffenem Sonntag, stellte sich die Nähgruppe der Samtgemeinde zum ersten Mal öffentlich vor. Dort wurden dann die gelungenen Werk – und Kunststücke ausgelegt.
Aktuell nähen wir wieder an den nächsten Patchworkdecken – wir haben eine Kiste fertig zu geschnittener Quadrate bekommen, die wir nun in Muster legen und dann weiter verarbeiten – eine langwierige und mühsame Arbeit. Für die Patchworkdecken benötigen wir als Material neben Garn auch wärmenden Vlies als Inlay – ca. 10 Euro kostet dieser pro Decke. Solche individuell angefertigten Decken wärmen nicht nur Körper und Herz derjenigen Menschen, die sie bekommen, sondern sie erfreuen und inspirieren auch uns Näherinnen.
Am 29.7. 19 fuhr eine Abordnung der Nähgruppe zum Bundeslager der Baptistischen Pfadfinder in der Nähe von Wolfsburg, um dort einen Workshop Nachmittag abzuhalten. Neben dem Kennenlernen der Pfadfinder war es eine tolle Gemeinschaftsaktion. Das Legen der Decken begeisterte die Pfadfinder ebenso wie uns und bescherte uns drei neue noch zu nähende Decken. Das Thema des Bundeslagers war der Film „Narnia“, weshalb eine spezielle Patchwork Decke mit dem Logo erstellt wurde – das Logo war bereits vorbereitet von einer Näherin der Wienhäuser Patchworkgruppe.
Als besonderes Highlight machten wir am 1.8.2019 einen gemeinsamen Tagesausflug nach Berlin.
Frühmorgens fuhren wir mit dem Zug von Meinersen los und erreichten wir um 10 Uhr die quirlige Hauptstadt. Mit einer Stadtrundfahrt verschafften wir einen Überblick über die wichtigen Orte und Gebäude von Berlin.
Nach einem kurzen, aber intensivem Stopp im wohl berühmtesten und teuersten Kaufhaus, dem „KaDeWe“ setzen wir die Stadtrundfahrt fort. Mittagessen gab es dann auf dem menschengefüllten Alexanderplatz, dort gab es ein Sommerfest mit vielen Attraktionen und Essenständen. Anschließend begaben wir uns nach Berlin – Lichterfelde zum Mennonitischen Friedenszentrum, wo wir mit Frau Basso verabredet waren. Die Hilfsorganisation der Mennoniten (das „MCC“) verschickt fertig genähte Patchworkdecken mit anderen Hilfsgütern wie Schultaschen und Hygieneartikel in Kriegsregionen, wie auch nach Syrien und in den Irak. Die Fahrt dorthin gestaltete sich im großen und überfüllten Berlin kompliziert, so dass wir uns um mehr als eine Stunde verspäteten.
Im Friedenzentrum wurden wir von der geduldig auf uns wartende Pastorin empfangen und freundlich bewirtet. Nach einer Vorstellungsrunde – natürlich auf Deutsch – erklärte uns Frau Basso anhand einer Powerpointpräsentation kurz die Geschichte der Mennoniten, ihren Einsatz für Frieden und Gewaltfreiheit. Frau Basso hat selbst Lesbos besucht, bewegend war das Bild vom Friedhof der Schwimmwesten auf Lesbos- ein Anknüpfungspunkt für weitere Gespräche. Unser Vereinsmotto: „Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern!“ hängt übrigens als großes Spruchbild auch im Berliner Mennonitischen Friedenszentrum !!
Der Abschluß der Berlinfahrt war am Brandenburger Tor, um dort Photos zu machen und uns daran zu erinnern, dass Trennungen auch nach Jahren gewaltfrei überwunden werden können. Müde und erschöpft von einem langen, intensiven Tag fuhren wir mit dem Zug abends zurück.
Am 3.Oktober 2019 war die Nähgruppe ebenfalls mit einem Stand beim Bauernmarkt vor dem ODH vertreten. Neben kleinen Näharbeiten (diesmal hatten wir Wimpeln zum Aufhängen genäht) wurden auch internationales Essen (Fingerfood und Felaffel, frisch zubereitet von Familie Berro) angeboten.
Die Besuche bzw. die Stände bei den lokalen Märkten sind zwar anstrengend und langwierig, andererseits geben sie dem Willkommenscafe und dem Verein „ein Gesicht“ und man zeigt Präsenz vor Ort. Auch deswegen planen wir auch für 2020 die Teilnahme an den Märkten. Für das Jahr 2020 ist zudem am 18.1.2020 die Teilnahme an einem internationalen Patchworkdecken – Nähtag geplant.